Das Liederbuch der Anna von Köln (um 1500)
Zu Beginn des 13. Jahrhunderts bildete sich als Teil eines allgemeinen religiösen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aufbruchs eine religiöse Lebensform heraus, die eine Alternative
zum Klosterleben war. Frauen aller Stände, Jungfrauen, Ehefrauen wie auch Witwen, wollten allein oder in Gemeinschaft mit anderen gleichgesinnten Frauen ein gottgefälliges Leben in Armut und
Keuschheit führen.
Die beginische Lebensform fiel aus dem Gewohnten heraus, und bereits Zeitgenossen hatten Schwierigkeiten, sie einzuordnen, da sie weder eindeutig religiös, also einem Orden zugehörig, noch eindeutig weltlich erschien. Doch verweisen im mittelalterlichen Verständnis eine vita religiosa immer auf eine monastische Lebensweise: ein religiöses Leben konnte demnach nur in den Grenzen der vorhandenen Ordnung verwirklicht werden, das durch die Klöster, aber auch durch die allgemeine kirchliche Hierarchie repräsentiert wurde.
Doch bereits ab dem 9. Jahrhundert läßt sich eine Entwicklung erkennen, die eine stärkere Klerikalisierung des Mönchstandes (und umgekehrt: stärkere Monachisierung des Klerus) bewirkte. Der geistliche Stand erschien auf diese Weise immer mehr in einheitlicher männlicher Gestalt; ihm beizutreten geschah über die Weihe, die den Frauen aber verweigert war.
Das trug zu einer immer größeren Ausgrenzung von Frauen bei. In den Augen vieler erfuhr der Beitrag von Nonnen und Laien zum religiösen Leben eine Einschränkung und Abwertung, die auch ersichtlich wird im Rückgang der Schenkungen und Stiftungen für Frauenklöster. Eine Folge davon war die erleichterte Auflösung von Frauenkonventen und Klöstern. Die Umwandlung von Frauengemeinschaften in Mönchsklöster und Kanonikerstifte ist vielfach belegt.
Weitere Konzilsentscheidungen schränkten die Möglichkeiten religiöser Frauen ein und mit dem Verbot, im Chor mit den Mönchen oder Priestern zu singen, wurden Nonnen und Kanonissen selbst gemeinsame Rituale eines religiösen Lebens verboten, was zur Auflösung der sogenannten Doppelklöster führen sollte. Die Vielzahl der Möglichkeiten eines weiblichen religiösen Lebens erfuhr von offizieller Seite immer striktere Einschränkungen.
Trotz dieser Gegenströmungen der Amtskirche gab es Anfang des 13. Jahrhunderts eine Welle klostersüchtiger Frauen: „Es füllten sich Klöster, es strömten Jungfrauen zuammen, es eilten Witwen herbei und verheiratete Frauen, die mit der Einwilligung ihrer Männer die Ehe in eine geistliche verwandelten... Jungfrauen von edlem Geschlecht wiesen angetragene Ehebündnisse zurück, verließen ihre vornehmen Eltern und alle lockenden Genüsse der Welt... sie vertauschten die Reichtümer der Welt und deren trügerischen Genüsse mit geistlichem Reichtum und dem Genuß der rechten Weisheit.“
Gerade auch die Weigerung vieler Orden, weiterhin Frauen aufzunehmen und mehr Frauenklöster zu gründen für die weiter anwachsende Zahl der Frauen, die sich einem religiösen Leben in einem religiösen Umfeld widmen wollten, führten zu einer Lebensform außerhalb der Klostermauern: den Beginenhöfen.
In den späteren Jahrhunderten des Mittelalters führte der Wunsch vieler Frauen, gemeinschaftlich zu leben, zu arbeiten und zu musizieren, zu einer kulturellen Hochblüte. Wir müssen den Frauen, die im 14. und 15. Jahrhundert in ihren Gemeinschaften ihre musikalischen Künste pflegten, dafür dankbar sein, daß sie sich gedrängt fühlten, ihre Melodien in Liederbüchern festzuhalten, denn auf diese Weise haben sich viele weit älteren Melodien erhalten, die sonst verloren gegangen wären.
Die Bewegung der „devotio moderna“ im 15. Jahrhundert förderte ein Musikempfinden, das den ehrwürdigen Traditionen mystischer Dichtung verbunden war und älteren, dem Mittelalter verbundenen Praktiken den Vorzug gab; so haben sich Beispiele von einstimmigem Choralgesang und organaler Improvisation zusammen mit den Texten erhalten, die ganz aus weiblicher Vorstellungs- und Gefühlswelt entstanden – meist sprechen sie von der Jungfrau Maria und von Christus als dem Bräutigam oder Geliebten der Seele.
ANNA VON KÖLN (ca. 1480-1530)
Eine der wichtigsten Quelle für Musik dieser Art ist das Liederbuch der Anna von Köln. Es ist eines von mehreren Schreiberinnen zusammengestelltes Büchlein und enthält auf 177 Blättern 82
geistliche Lieder.
Erste Besitzerin des zum privaten Gebrauch im „kämmerlin“ angelegten schmuck- und bilderlosen Liederbuches war „anna von collen“. Sie lebte um 1500 und gehörte wohl einem niederrheinischen Kreis von Beginen an. Da jeglich Angaben fehlen, gibt lediglich der Dialekt sowie die Nennung der „allerliefsten vrindyn tringen van kleif“ Hinweise auf dem Raum der Entstehung. So spricht vieles zugunsten des Kölner Raums für den größte Teil der Lieder.
Als Zeitspanne der etappenweisen Zusammenstellung des Liederbuches kommen die Jahrzehnte um 1500 in Frage. Vielfach handelt es sich um Kontrafakturen: allgemein geläufige Lieder, oft von sehr weltlichem Inhalt, die unbefangen der religiösen Welt anverwandelt werden (Liebesklage wird zur Sündenklage, Liebessehnsucht zur Sehnsucht nach dem Himmelsbräutigam); trotz der spirituellen Haltung bleibt der Ausdruck ursprünglich und lebensnah. Volkstümliches Singen und städtische Lyrik wirken zusammen in diesem reichsten Zeugnis, das wir vom Musikleben in einem Beginenhof des Mittelalters besitzen.
DIE ROSE VAN JHERICHO
Die Rose von Jericho stammt aus den Wüstengebieten Israels und Jordaniens. Da man sie beliebig oft zu neuem Leben erwecken kann, wird sie auch die Auferstehungspflanze genannt.
Sie wurde zuerst von den Kreuzrittern und später von den Pilgern, die Wallfahrten in das Heilige Land unternahmen, nach Europa gebracht und als heilige Pflanze verehrt. Sie ist eine mystische Pflanze, die niemals stirbt. Schon in der Bibel ist sie erwähnt und die Jungfrau Maria soll sie auf der Flucht von Nazareth nach Ägypten gesegnet und ihr ewiges Leben verliehen haben. Vielleicht ist es auch nicht nur ein seltsamer Zufall, daß man sie in Ägypten "Kaff Maryam" (Handballen der Maria) nennt, und daß sie in Algerien unter dem Namen ,,Id Fatma Bint el Nabi" (Hand der Fatma, Tochter des Propheten) bekannt ist.
Der Pilger Ludolphe von Suchem berichtete im 16. Jahrhundert, daß die Pflanze von Beduinenfrauen eingeweicht und der Sud getrunken wurde, um von Krankheiten zu heilen oder um eine leichte Geburt zu erzielen. In deutschen Bauernfamilien wurde sie gut verwahrt und von Geschlecht zu Geschlecht weitervererbt. Es hieß, daß in einem Haus, in dem die Rose von Jericho aufbewahrt wird, Glück und Segen herrschen sollen. Außerdem existiert ein alter Brauch, daß man sie zu Weihnachten und zu Ostern aufblühen läßt. Nicht nur aus diesem Grund ist sie ein ideales Weihnachts- oder Ostergeschenk.
Von Hebammen wird sie an das Kindbett gestellt und wenn die Wehen einsetzen, wässert man sie. Ein alter Glaube besagt, daß dieser Akt die Geburt erleichtert und daß, wenn die Rose aufgegangen ist, im Anschluß auch das Kind geboren wird. Nach der Geburt wird die Rose dem Kind geschenkt, welches sich sein ganzes Leben lang an ihr erfreuen wird.
Wenn Sie die Pflanze aufgehen lassen wollen, halten Sie sie kurz unter den Wasserhahn. Danach legen Sie die Rose in ein flaches Gefäß und übergießen sie mit Wasser. Es genügt, wenn der untere Teil der Pflanze (ihre Wurzel) unter Wasser steht. Sie werden ein unglaubliches Naturwunder erleben:
Innerhalb von 8 Stunden wird aus diesem unscheinbaren leblosen Knollen eine attraktive grüne Pflanze. Wer das nicht abwarten kann, der kann die Rose auch mit kochendem Wasser, welches sonst jedes pflanzliche Leben vernichten würde, übergießen. Selbst das kann ihr nichts anhaben und sie öffnet sich sofort. In 10 bis 20 Minuten ist sie zum Leben erwacht und man kann dieses Schauspiel direkt beobachten. Wenn das geschehen ist, kann man sie eine Woche lang im Wasser liegen lassen. Da sie eine Wüstenpflanze ist, benötigt sie von Natur aus wenig Wasser. Deshalb braucht sie nach dem Wässern eine Trockenphase von mindestens 2 Wochen. Im trockenen Zustand hält sie es Jahrhunderte aus ohne einzugehen.
Solange die ,,Rose von Jericho" nicht zuviel Wasser bekommt, kann sie nicht eingehen und auch ihre Ur-Ur-Urenkel werden noch etwas von ihr haben. Die Rose von Jericho hat außerdem noch einen praktischen Nutzen. Man kann sie z.B. im feuchten Zustand als Rauchverzehrer und Luftverbesserer oder als Luftbefeuchter verwenden. Wo die Rose getrocknet aufbewahrt wird, hält sich kein Ungeziefer auf. Das ist z.B. sehr praktisch bei Kleidermotten Auch soll sie, unters Bett gelegt, in der Lage sein, Schlafstörungen zu beheben.
Besetzung:
Ars Choralis Coeln
mit Elisabeth (Hackbrett) und Johanna Seitz (Harfe)
KlosterKlaenge VI
Klangwerkstatt - November, 31.10. - 3.11., Kolumba, Köln
3.11. 12.00, 13.00, 14.00, 15.00 im Diözesanmuseum, Kolumba, Köln
Kassia & Hildegard von Bingen