Mit Musik von Hildegard von Bingen, Trobadors & Trouvères, Laude, Cantigas de Santa Maria, der Beginen und Friedrich Spee von Langenfeld
Die Vorgeschichte der Hexen in Europa vom Mittelalter bis zum 17. Jahrhundert
Im Dreiländereck um den Genfer See entstand in den Jahrzehnten um 1400 der Hexenbegriff. Er entstand aus der Fusion von Ketzern, Zauberern und die Hexerei wurde sozusagen als Erz-Ketzerei erfunden. Im Hintergrund stand dabei die Auseinandersetzung mit der Papstkirche und der Bewegung der Katharer, von der sich der Begriff „Ketzer“ überhaupt ableitet. Erste schriftliche Erwähnung erfuhren die Katharer im Rheinland (Köln!).
Hildegard von Bingen war eine große Kämpferin gegen die Katharer und war auch den Beginen gegenüber negativ eingestellt. In ihrem Mysterienspiel „Ordo Virtutum“ (Ordnung der Kräfte) lässt sie den Teufel auftreten, der die Seele bedrängt und verführt. In Hildegards Denken bringt er, der Widersacher, der Entzweier, Gottes gewollte Ordnung und Natur ins Ungleichgewicht und muss darum bekämpft werden.
Der Katharismus war die am weitesten verbreitete Häresie des Mittelalters.
Seine Blütezeit erreichte er Anfang des 13. Jahrhunderts, als er von Aragón bis nach Flandern, von Neapel bis ins Languedoc reichte. Die Katharer nannten sich selbst „bons hommes“ (gute Menschen) und hatten in allen gesellschaftlichen Schichten Anhänger, und gerade auch Frauen, in der Kirche nie willkommen, bekannten sich zum Katharismus, weil sie dort respektiert wurden.
Die Kombination aus Häresie und Politik war hochexplosiv und Papst Innozens III. (1198-1216) sah genügend Gründe, zu einem Kreuzzug aufzurufen. Dieser Kreuzzug war der erste im Westen, der gegen eigene Landsleute geführt wurde. Bei einer Lagebesprechung der Kreuzritter stellte sich die Frage, wie man bei der Schlacht Katharer und Katholiken auseinander halten könne. Da gab der Legat des Papstes den berüchtigten Befehl: „Tötet sie alle. Gott wird die Seinen erkennen.“ Bei dem nun folgenden Blutbad am 22. Juli 1209 in Béziers wurden mindestens 9000 Menschen brutal ermordet. Die Verfolgungen dauerten bis ins 14. Jahrhundert an: 1342 wurde der letzte bekannte Katharer vor das Inquisitionsgericht nach Florenz gestellt.
Zu Beginn des 13. Jahrhunderts reiste der heilige Dominikus durch Südfrankreich. Es fiel ihm auf, dass die Albigenser (so wurden die Katharer auch genannt) die Leute durch die Askese und das intellektuelle Niveau ihrer Leiter anzogen, was in starkem Kontrast zur Lebensweise und geringen theologischen Bildung der örtlichen Bischöfe und Priesterschaft stand.
Auch predigten die Katharer dem einfachen Volk in der Volkssprache, was in der katholischen Kirche damals nicht üblich war. Er erkannte, dass die Predigt der Zisterzienser wegen deren prunkvollem Auftreten wenig Erfolg hatte. Er verband seine Predigten mit einem disziplinierten geistlichen Leben und intensivem Studium, um die bestmöglichen Argumente gegen die Katharer zu finden, und engagierte sich in theologischen Disputationen mit ihnen.
Er gründete sogar ein Frauenkloster in Prouille, um einen Gegenpol zu den Frauenklöstern der Katharer zu bilden, in denen viele, auch nicht-katharische Mädchen eine Ausbildung erhielten.
Nach Domenikus Tod beteiligten sich neben dem Orden der Dominikaner auch der Franziskanerorden im Rahmen der Inquisition maßgeblich an der Untersuchung und Verurteilung von Häretikern. Seit der
ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurden Franziskaner zu Inquisitoren bestellt, v.a. in Italien, Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich. Da der Franziskanerorden ebenso wie die
zeitgenössischen häretischen Bewegungen als an persönlicher Armut orientierte Laienbewegung entstanden war, schien er besonders geeignet, um die inhaltlichen Unterschiede zwischen rechtgläubigen
und häretischen Standpunkten aufzuzeigen. Bei der Verfolgung der Hexen machte sich im 16. Jahrhundert vor allem der spanische Franziskaner Alfonso de Castro einen Namen.
Es gibt kaum Musiken, die sich direkt auf die Katharer, Hexen oder ähnlichen verfolgten Menschen beziehen. In den volkstümlichen „Cantigas de Santa Maria“ finden wir immerhin Beschreibungen von Teufeln, die Menschen zum Sündigen verführen und in die Hölle mitnehmen wollen. Es sind für unser Verständnis sehr skurrile Geschichten, die da erzählt werden. Sie verdeutlichen uns heute vielleicht mehr als alles andere den Glauben und das Verständnis des mittelalterlichen Menschen.
Der Begriff „Beginen“ taucht bereits 1209/11 in Köln auf, aber erst im 15. Jahrhundert übernahmen auch die Mitglieder dieser Gemeinschaft diese Bezeichnung. Die Weigerung vieler Orden, Frauen aufzunehmen und mehr Frauenklöster zu gründen, führte ab dem 13. Jahrhundert zu einer Lebensform außerhalb der Klostermauern: den Beginenhöfen. Frauen aller Stände wollten in Gemeinschaft mit anderen gleichgesinnten Frauen ein gottgefälliges Leben in Armut und Keuschheit führen, in den so genannten Beginenhöfen.
Die beginische Lebensform fiel aus dem Gewohnten heraus, und bereits Zeitgenossen hatten Schwierigkeiten, sie einzuordnen, da sie weder eindeutig religiös, also einem Orden zugehörig, noch eindeutig weltlich erschien. Doch ein religiöses Leben konnte im mittelalterlichen Verständnis nur in den Grenzen der vorhandenen Ordnung (-> Orden -> Ordo!) verwirklicht werden, das durch die Klöster, aber auch durch die allgemeine kirchliche Hierarchie repräsentiert wurde.
Die ordensähnlichen Hausgemeinschaften, wurden von der Kirche teilweise als häretisch gebrandmarkt und sahen sich der Verfolgung durch die Inquisition ausgesetzt. Sie waren der Amtskirche auch darum immer suspekt, unterstanden sie doch keinem Bischof und konnten somit nicht kontrolliert werden.
Friedrich Spee wurde 1591 in Kaiserswerth bei Düsseldorf geboren. Im Mai 1631 veröffentlichte Spee die „Cautio Criminalis“, eine Schrift, die erste Einwendungen gegen Folter und Hexenglauben vorbrachte. Schon die Bezeichnung „cautio“ (Vorsicht) konnte den Verfasser (sowie Drucker und Verleger) in Verdacht bringen, Hexen in Schutz zu nehmen und so die Partei des Satans zu stärken.
Darum konnte Spee seine Schrift nur anonym erscheinen lassen. 1633, zwei Jahre nach Veröffentlichung der Cautio criminalis, wurde er nach Trier strafversetzt als Professor für Kasuistik und Beichtvater der Gefängnisse und Krankenhäuser.
Dort vollendete Spee die vermutlich bereits zehn Jahre früher begonnene „Trutznachtigall“, eine Sammlung mit kunstvollen lyrischen Gedichten und heute noch bekannten Kirchenliedern. Bei der Betreuung und Pflege von verwundeten und pestkranken Soldaten in Trier steckte er sich an und starb am 7. August 1635 im Alter von 44 Jahren. Sein Leichnam liegt in einer nach ihm benannten Gruft unter der Trierer Jesuitenkirche am Trierer Priesterseminar, dem ehemaligen Jesuitenkolleg, begraben.
Besetzung:
Ars Choralis Coeln (8)
KlosterKlaenge VI
Klangwerkstatt - November, 31.10. - 3.11., Kolumba, Köln
3.11. 12.00, 13.00, 14.00, 15.00 im Diözesanmuseum, Kolumba, Köln
Kassia & Hildegard von Bingen